Journalismus braucht zukunftsfähige Rahmenbedingungen
Die Concordia fordert Weitblick in der medienpolitischen Debatte
Unabhängiger Journalismus ist eine zentrale Infrastruktur der Demokratie. Er steht vor immensen Herausforderungen und Umbrüchen. Doch die aktuellen Debatten werden von ökonomischen und politischen Lobbying-Interessen dominiert, entbehren empirischer Grundlagen, sind für weite Kreise der Bevölkerung nicht nachvollziehbar und beschädigen den Journalismus.
Währenddessen werden die wahren Herausforderungen ignoriert. Angesichts der nächsten Disruptions-Eskalation, die durch Künstliche Intelligenz und deren Anwendung bei der Nachrichtenaufbereitung bevorsteht, brauchen wir in Medienbranche, Medienpolitik und Gesellschaft radikal innovative Ansätze, wie wir Öffentlichkeit gestalten und Journalismus absichern. Die Zielsetzung einer informierten Gesellschaft darf sich nicht auf Sonntagsreden beschränken und wochentags im Überlebenskampf konkurrierender Marktteilnehmer geopfert werden.
Wir appellieren an Medienunternehmen, Medienpolitik und Kollegen und Kolleginnen, sich in kooperativem Geiste auf die wesentlichen Fragen zu konzentrieren und gemeinsam den Blick nach vorne zu richten: Wie kann die Vielfalt von nach professionellen Regeln produzierten journalistischen Inhalten gefördert werden? Wie verbessern wir die Rahmenbedingungen für mehr (wirtschaftlich und politisch) unabhängigen und qualitativ hochwertigen Journalismus? Wie können wir die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam bewältigen?
Grundlage dafür ist, fakten- und evidenzbasiert zu diskutieren und durch ausreichend dotierte unabhängige Forschung und den Blick über die Grenzen für die Herstellung entsprechender empirischer Grundlagen zu sorgen, um so zu gemeinsamen Positionen etwa zu KI, dem Umgang mit (neuen) globalen Playern und zur Zusammenarbeit von privaten, öffentlich-rechtlichen und nicht-kommerziellen Medien zu kommen.
Wir erinnern daran, dass Medienpolitik keine Kompensation von Marktversagen und Ausgleich von partikulären Interessen, sondern die Gestaltung der Öffentlichkeit und der Infrastruktur der Demokratie sein muss.
Journalisten und Journalistinnen sollten die Interessen der Profession ins Zentrum stellen. Die Concordia ist eine Vereinigung von Journalist:innen, die unabhängig von ökonomischen und strategischen Lobbying-Interessen für freien Journalismus und gedeihliche Rahmenbedingungen eintritt und lädt die Kolleg:innenschaft ein, sich ihren Bemühungen um kollegialen Austausch und konstruktive Versachlichung der Debatte anzuschließen.