Am 28. Juni 2021 werden die Concordia Preise im Parlament in der Hofburg verliehen. Dieter Bornemann, Vorsitzender des ORF-Redakteursrates, wird mit dem Preis in der Kategorie Pressefreiheit ausgezeichnet. Robert Treichler, Emran Feroz und Sayed Jalal Shajjan erhalten für ihre Reportage „Der Mann aus Nirgendwo“ den Preis in der Kategorie Menschenrechte.
Dieter Bornemann ist seit 2012 Vorsitzender des ORF-Redakteursrats und damit der Sprecher aller journalistischen Mitarbeiter*innen des ORF. “Dieter Bornemann setzt sich im Sinne des Concordia Preises für Pressefreiheit unermüdlich gegen politische Einflussnahme und für die Unabhängigkeit des ORF ein. Er verteidigt die ORF-Journalist*innen couragiert gegen ungerechtfertigte Angriffe von außen wie von innen – und zwar ohne Rücksicht auf seine persönliche Karriere“, erklärt die Jury ihre Entscheidung. Als besonders wichtig für die Medienfreiheit in Österreich hebt die Jury die konkreten medienpolitischen Vorschläge des Redakteursrats, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für einen unabhängigen ORF sowie die Vernetzung mit Redakteursvertreter*innen öffentlich-rechtlicher Sender in Deutschland und der Schweiz hervor. Mit der Auszeichnung von Dieter Bornemann unterstreicht die Concordia ihren Einsatz für einen unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk und gegen politisch motivierte Einflussnahme und Attacken auf die Berichterstattung des ORF.
“profil”-Journalist Robert Treichler und seine Kollegen Emran Feroz und Sayed Jalal Shajjan erhalten den Concordia Preis in der Kategorie Menschenrechte. Ihre Reportage „Der Mann aus Nirgendwo“ erzählt die Geschichte des Flüchtlings „Yusuf“, dessen Identität und Herkunft ungeklärt sind. Der Text beschreibt beide Seiten einer festgefahrenen Lage zwischen einem Flüchtling und dem Rechtsstaat und wird von der Jury als “sorgfältig recherchiertes und feingezeichnetes Porträt eines Asylsuchenden, das ganz ohne Klischees auskommt und dem Protagonisten ebenso wie den Argumenten der Asylbehörde Raum gibt” ausgezeichnet. Treichler erzählt klar, nachvollziehbar und transparent eine komplexe Geschichte, in der beide Seiten Fehler gemacht haben – und überlässt den Leserinnen und Lesern selbst die Aufgabe abzuwägen, auf welche Weise die Menschenrechte trotzdem ihre Gültigkeit behalten können. Der ausgezeichnete Text zeigt damit beispielhaft, wie ausgewogen und mit journalistischer Distanz berichtet werden kann, ohne auf Empathie zu verzichten, und lädt beide Seiten in der Flüchtlings-Debatte zum Nachdenken ein.
Die Preisverleihung fand am 28. Juni 2021 um 17 Uhr im Großen Redoutensaal der Hofburg statt.
Die Laudationen hielten Armin Wolf (ORF) und Georg Hoffmann-Ostenhof (profil).
Robert Treichler ist Leiter des Ressort Ausland des profil. Er absolvierte sein Studium der Fächer Französisch und Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Seit 1997 ist er Redakteur des profil, wo er seit 2012 das Ressort Ausland leitet. 2016 gewann er den Columbus-Preises der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten in der Kategorie „Beste Reportage“. Treichler lehrt am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften der Universität Wien.
Emran Feroz, geboren 1991 in Innsbruck, ist ein austro-afghanischer Journalist und Autor. Er ist seit mehreren Jahren für zahlreiche deutsch- und englischsprachige Medien tätig, u.a. Presse, Profil, Spiegel, Deutschlandfunk, taz, New York Times und Foreign Policy. Aus Afghanistan berichtet Feroz regelmäßig. Zu seinen Schwerpunkten gehört der amerikanischen War on Terror sowie die politische Lage in Nahost und Zentralasien. 2017 veröffentlichte er das Buch „Tod per Knopfdruck“ zum US-Drohnen-Krieg. 2018 folgte „Kampf oder Untergang“, ein Gesprächsband mit Noam Chomsky. Im Herbst 2021 erscheint sein neues Buch „Der längste Krieg – 20 Jahre War on Terror“.
Sayed Jalal Shajjan, geboren 1983 in Laghman, ist ein afghanischer Journalist und Wissenschaftler. Er fokussiert sich seit Jahren auf Krieg und Konflikt und ist für mehrere deutsch- und englischsprachige Medien tätig, darunter Al Jazeera, Deutschlandfunk oder Profil. Gegenwärtig beschäftigt er sich mit dem Alltag afghanischer NATO-Dolmetscher, die von den US-Truppen in Afghanistan zurückgelassen wurden und von den Taliban und anderen extremistischen Gruppierungen bedroht werden.
Dieter Bornemann ist Moderator des ORF-Wirtschaftsmagazins ECO, stv. Ressortleiter ZiB-Wirtschaft und Vorsitzender des ORF-Redakteursrates. Nach dem Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften arbeitete er für Tages,- Wochen -und Monatszeitungen. 1992 wechselte er zum ORF-Radio in die Wirtschaftsredaktion. Von 1995 bis 1996 war er als ORF-Korrespondent in Brüssel tätig. Von dort kehrte er in das Innenpolitik-Ressort des ORF-Hörfunks zurück. 1998 wechselte Dieter Bornemann in die Redaktion der „ZiB 2“, seit 2002 präsentiert er die Börsen-Berichterstattung der „ZiB um 13 Uhr“ und seit 2017 das ORF-Wirtschaftsmagazin „Eco“. Seit 2009 ist Bornemann stellvertretender Leiter der ZiB-Wirtschaftsredaktion und „Pressestunde“-Moderator. 2009 wurde er zum Redakteurssprecher der „Aktuellen Fernsehinformation“ gewählt, seit 2012 ist er als Vorsitzender des Redakteursrates oberster Journalistenvertreter im ORF.