Offen gefragt statt Message Control
Journalismus-Organisationen starten neues Format: Pressekonferenz, zu der politische Persönlichkeiten eingeladen werden und bei der Medien die Themen bestimmen.
95 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher erachten unabhängige und kritische Nachrichtenmedien als wichtig für die Demokratie. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Gallup in Kooperation mit der Forschungsgesellschaft Medienhaus Wien durchgeführt hat. Medienpolitische Interessensvertretungen starten nun ein neues Pressekonferenz-Format, durch das ein Beitrag dazu geleistet werden soll: Unter dem Titel „Offen gefragt“ werden Journalistinnen und Journalisten im Presseclub Concordia künftig Persönlichkeiten von politischer Bedeutung für Österreich mit Themen konfrontieren, die aus journalistischer Sicht relevant sind.
Für den Presseclub Concordia, die Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure und die Initiative für Qualität im Journalismus ist es wesentlich, unabhängigen und kritischen Journalismus zu fördern und zu stärken. In diesem Sinne haben sie „Offen gefragt“ initiiert. Moderiert werden die Pressekonferenzen, die in unregelmäßigen Abständen stattfinden werden, abwechselnd von Maria Scholl, Chefredakteurin der APA, und Christoph Kotanko, Wien-Korrespondent der Oberösterreichischen Nachrichten.
Andreas Koller, Präsident des Presseclubs Concordia, erklärt zur Initiative: „Nicht die Politiker und Politikerinnen bestimmen das Setting und die Themen in diesem neuen Gesprächsformat, sondern wir Journalisten und Journalistinnen. Das sollte es uns ermöglichen, Antworten jenseits der leider üblich gewordenen Message Control zu erhalten. Was im laufenden Wahljahr und wohl in zunehmendem Ausmaß in der Zeit danach von essenzieller Bedeutung für unsere Gesellschaft sein wird.“
Claudia Dannhauser, Vorsitzende der Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure, betont: „Es sollte selbstverständlich sein, dass Journalistinnen und Journalisten das fragen können, was ihnen am meisten unter den Nägeln brennt. Und sie sollten nicht nur Antworten bekommen, die Parteistrategen auf dem Reißbrett entworfen haben. Denn das schadet im Endeffekt allen, vor allem unserem demokratischen System. „Offen gefragt“ soll diesen furchtlosen Austausch wieder ermöglichen. Eine Pressekonferenz, in der Journalisten die Themen bestimmen und Politiker keine Angst haben, sich auch unerwarteten Fragen zu stellen.“
Julia Ortner stellt als Vorstandsvorsitzende der Initiative für Qualität im Journalismus fest: „Politik und Medien stehen sich vielfach mit Misstrauen gegenüber, der Dialog ist schwierig geworden. Der professionelle Umgang mit Nähe und Distanz und das Verständnis für die Rolle des anderen fehlt oftmals – ein Format wie „Offen gefragt“ kann mithelfen, wieder besser ins professionelle Gespräch zu kommen.“
Die erste Pressekonferenz „Offen gefragt“ wird am 4. März um 14 Uhr im Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien stattfinden. Als Gast für den Auftakt zugesagt hat Werner Kogler, Vizekanzler und Bundessprecher der Grünen. Das Gespräch wird eine Stunde dauern, Berichte darüber werden uneingeschränkt möglich sein.