DAS CONCORDIA HAUS

„Richt‘ ihnen die Hüttn anständig ein!“

Mit dieser knappen, aber eindeutigen Formulierung wies Bundeskanzler Raab 1957 seinen Minister für Handel und Bauten, Fritz Bock, an, das bundeseigene Gebäude in der Bankgasse 8, das mehr als 400 Jahre alte einstige Palais Teuffenbach im ersten Wiener Gemeindebezirk, für den „Presseclub Concordia“ großzügig zu adaptieren.

Zur Eröffnung des renovierten Hauses im November 1958, das seit diesem Tag offiziell „Concordia Haus“ heißt und diese Aufschrift auch über der Hauseinfahrt trägt, kamen – unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit – die Spitzenvertreter der österreichischen Politik; und alle waren stolz: Die Journalisten auf ihre neue Heimstätte, und die Politiker darauf, mitgeholfen zu haben, dem seit 1859 bestehenden unabhängigen Journalistenverein Concordia eine neue neutrale Plattform für Veranstaltungen zu ermöglichen.

Die Politik freilich wusste auch warum: War die Concordia doch bereits im März 1938 von den Nationalsozialisten aufgelöst und enteignet worden, die Sanierung des „Concordia Hauses“ für den Presseclub nur ein kleiner, wenn auch wichtiger Teil einer Wiedergutmachung.

Seit dem Einzug des Presseclub Concordia in das Haus Bankgasse 8, das sich inmitten des Regierungsviertels und in unmittelbarer Nähe von Parlament und Rathaus befindet, haben die Veranstaltungen in diesen Räumlichkeiten mediale und politische Marksteine gesetzt. Von der legendären Diskussion der Chefredakteure zu Beginn der sechziger Jahre, die via TV live aus der Concordia übertragen wurde, über die nahezu wöchentlichen Pressekonferenzen von Bundeskanzler Kreisky, der die Concordia besonders schätzte (denn er konnte, wie er scherzhaft meinte, „in Schlapfn vom Bundeskanzleramt hinüber in die Concordia gehen“), bis hin zu Günther Nenning, der im Konflikt um die Hainburger Au als Auhirsch gemeinsam mit ebenfalls als Waldtiere verkleideten Mitstreitern auftrat und Gesprächsrunden mit Vertretern der EU, der österreichischen und internationalen Politik oder NGO’s, deren Namen aufzuzählen Seiten füllen würde.

Der neutrale Boden des Presseclubs im „Concordia Haus“ wurde zur wichtigsten Drehscheibe für Nachrichten. Geändert hat sich nur die Technik: Seit einigen Jahren steht den Veranstaltern im „Concordia Haus“ jede Art von medialer Infrastruktur zur Verfügung, bis hin zur Live-Übertragung im World Wide Web.

Die Geschichte

1859:

Nach langem Tauziehen mit den Behörden wegen der Genehmigung des Vereins trat der Presseclub Concordia im November 1859 im Theater an der Wien mit einer Matinee an die Öffentlichkeit. Diese Veranstaltung war als Auftakt zu dem am 8. November stattfindenden „Schillerfackelzug“ zum 100. Geburtstag Friedrich Schiller gedacht, aus dessen „Glocke“ sich die Concordia im Sinne von Einigkeit und Eintracht in Standesdingen, aber auch Ethik, Weisheit und Menschlichkeit ihren Namen entlehnt hatte.

Von den 16 Mitgliedern des Gründungskomitees stammten 9 aus der Achtundvierziger-Journalistik, von den 66 Gründungsmitgliedern 44. Bis Anfang der siebziger Jahre stießen Journalisten zur Concordia, denen die Beteiligung an der Revolution jahrelangen Kerker oder sogar das Exil eingebracht hatte.

Von den Behörden wurde die Concordia 1859 nicht als Standesvertretung genehmigt, sondern ausschließlich als Unterstützungsverein für Journalisten. Nichtsdestoweniger verstand sich die Concordia von Anfang an als Standesvertretung (erst 1865 genehmigt) mit dem Ziel, journalistische und literarische Freiheit zu ermöglichen.

1863:

Der erste Concordia Ball findet statt.

1938:

Auflösung der Concordia durch die Nationalsozialisten im März, Beschlagnahme ihres Vermögens. Für einige Mitglieder bedeuteten diese dunklen Jahre Exil, Freitod oder KZ.

1945:

Bereits im September erster „Antrag auf Außerkrafttreten“ der Verfügung des Stillhaltekommissars über die Auflösung des Journalisten- und Schriftstellervereins Concordia, der später von der Behörde abgelehnt
wurde.

1946:

Am 18. Oktober fand eine Generalversammlung der Concordia statt, in der sich der unabhängige Verein neu konstituierte. Statuten, Ziele und Zweck des
Vereins blieben unverändert.

1958:

Einzug der Concordia in das von der damaligen Bundesregierung als Teil einer Wiedergutmachung renovierte Gebäude Bankgasse 8 und Anbringung der in goldenen Lettern gehaltenen Aufschrift „Concordia Haus“ über der Einfahrt. Seither Tausende von Pressekonferenzen und Veranstaltungen und die Teilnahme und Mitarbeit der Concordia an verschiedensten branchenspezifischen Institutionen und regionalen und internationalen Journalistenvereinigungen.

Das Jahr 2009 war für den Presseclub Concordia ein besonderes: Wir feierten mit einer Jubiläumsgala im Rathaus unser 150–jähriges Bestehen.